- Die Vereinigten Staaten bestätigen, dass sie entgegen früherer Behauptungen abgereichertes Uran bei zwei Einsätzen verwendet haben.
- Die militärische Rechtfertigung der Verwendung bleibt auch nach der Analyse der Ziele unklar.
- ICBUW und PAX fordern die komplette Offenlegung aller Daten, um Messungen und schadensmindernde Maßnahmen vor Ort durchführen zu können.
- Die russischen Botschaften verbreiten die Information über den DU-Einsatz in Syrien, doch auch das russische Militär besitzt DU-Waffen.
Aus dem ICBUW-Artikel vom 21. Oktober 2016 übersetzt:
Nachdem die USA behauptet haben, sie würden keine DU- Waffen gegen den IS einsetzen, haben sie nun endlich zugegeben, dass sie DU (Depleted Uranium= Abgereichertes Uran) in Syrien verschossen haben. Das US-Zentral-Kommando (CENTCOM) hat eingestanden, dass DU am 18.und am 23. November 2015 abgefeuert wurde. Während der Luftschläge dieser beiden Tage wurden 5100 Ladungen 30 mm DU von A-10 Thunderbolt II Kampffliegern verwendet. Das ergibt 1524 kg abgereichertes Uran.
CENTCOM erklärt, dass die Munition aufgrund der Beschaffenheit der Ziele ausgewählt wurde.
Die Neuigkeit des DU-Einsatzes durch die USA fällt mit der Debatte der Regierungen über die UN-Resolution zu den DU-Waffen der UN-Generalversammlung in New York zusammen.
Obwohl die Verwendung von DU nur für zwei Zeitpunkte zugegeben wurde, sind die ICBUW und PAX in Sorge, dass diese Offenlegung ein Hinweis für den Einsatz von DU im größeren Umfang sein könnte.
Im Verlauf des Einsatzes der A-10 Kampfflieger bestätigten die USA im März 2015 verschiedenen Journalisten, dass die Luftstreitkräfte nicht mit DU ausgerüstet seien. Zitat: „ US und Luftstreitkräfte der Koalition haben kein DU -und werden kein DU während der Operation „Inherent Resolve“ verwenden.“ Zur Rechtfertigung der Entscheidung erklärte die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit von CENTCOM : „ Die Munition wurde zur Zerstörung von Panzern in konventionellen Konflikten entwickelt. Daesch (IS) besitzt nur eine geringe Anzahl Panzer.“
CENTCOM bestätigte die DU-Anwendung
IRIN-News konnte am 20. Oktober 2016 ermitteln, dass CENTCOM nach Wochen der Leugnung DU eingesetzt hat. Die Enthüllungen wurden durch das Büro der Kongressabgeordneten Martha Mc Sally (Rep. AZ) ans Licht gebracht. Sie selbst war einst A-10-Pilotin. Die Beantwortung einer Frage des DU- Aktivisten und Wählers ihres Wahlkreises, Jack Cohen Joppa, zum Einsatz von DU in Syrien und im Irak, wurde an IRIN weitergegeben.
Auch wenn eine Reihe von CENTCOM-Quellen ursprünglich verneinten, dass diese Information richtig sei, bestätigte ein Sprecher von CENTCOM, dass diese Daten tatsächlich wahr seien und vorherige Angaben, die den DU-Einsatz bestritten aufgrund einer fehlerhaften Berichterstattung aus dem Einsatzgebiet, falsch seien.
„ Ohne die Offenlegung von Mc Sally`s Büro und die hartnäckigen Recherchen von IRIN bei CENTCOM, hätte die USA nicht freiwillig diese Informationen herausgegeben.“ , sagte ICBUW-Koordinator Doug Weir. „ Das ist leider typisch für die schlechte Transparenz der USA in Hinblick auf DU. Wir fordern CENTCOM und die Koalition dringend auf, über die Richtlinien der DU-Verwendung in Syrien aufzuklären und zu erläutern, wie die Verwendung von DU zu den öffentlichen Verlautbarungen, diese Munition würde lediglich für gepanzerte Ziele verwendet, passt.“
Es ist unklar, warum DU verwendet wurde
Die USA bestätigten, in Übereinstimmung ihrer eigenen Richtlinien, in regelmäßigen Abständen, dass DU nur für gepanzerte Ziele eingesetzt wird, obwohl etliche Konflikte gezeigt haben, dass diese Richtlinien üblicherweise ignoriert wurden.
Die ICBUW hat bereits die Ziele der von CENTCOM bekannt gegebenen Einsatzdaten analysiert. Bei keinem dieser beiden Einsätze hat sich explizit bestätigt, dass die Angriffsziele gepanzerte Fahrzeuge waren.
Die Mehrheit der Luftschläge findet gegen leichte, taktische Fahrzeuge statt. Solche Ziele werden laufend von der US-geführten Koalition, augenscheinlich ohne DU-Einsatz, angegriffen.
Der ungewöhnlichste Luftschlag, den ICBUW identifizierte fand am 18. November 2015 statt. Die USA griffen 283 Öltanker mit 30 mm A-10 DU-Munition an, obwohl die Anwendung einer hochexplosiven Brandmunition vermutlich ausreichend gewesen wäre, um die Öl beladenen Tanker zu zerstören. Bildmaterial, welches von diesem Luftschlag veröffentlicht wurde, weist auf den Einsatz von 30 mm DU hin.
Was muss jetzt passieren?
ICBUW und Pax fordern die US-Regierung dringend auf, über die beiden Vorfälle und die Handhabung des DU-Gebrauchs in diesem Konflikt aufzuklären. Sie verlangen die schnelle Veröffentlichung detaillierter, genauer Zieldaten, um sicherzustellen, dass die verantwortlichen Behörden die Aufklärung des Risikos, die Abriegelung des Einsatzgebietes und die Sicherstellung des kontaminierten Materials voranbringen können.
„ Syrische Zivilisten äußerten die Befürchtung, DU könnte von den USA und ihrer Koalition angewendet werden. Aufgrund der toxischen und radioaktiven Eigenschaften des Schwermetalls besorgt es uns zutiefst, dass sich die USA wieder entschieden haben, DU als Munition einzusetzen“, sagte Wim Zwijnenburg. „Die USA müssen alle Zieldaten offenlegen und technische Hilfe bei der Räumung von Minen leisten. Sie müssen sicherstellen, dass die lokalen Behörden schnell mit den Dekontaminationsarbeiten beginnen, um die syrische Bevölkerung vor der Exposition radioaktiver Kontamination zu schützen.“
Öffentliche Bemühungen sind notwendig
Die USA sind sich schon lange der Stigmatisierung von DU bewusst. Bereits 1991 wurden Anweisungen für DU herausgegeben: „ Militärische Operationen haben das Potential ungünstiger internationaler Reaktionen.“ Es war daher vorhersehbar, dass sich die neue Information über die Verwendung von DU in Syrien über russische Staatsmedien verbreiten würde. Die russischen Botschaften in Paris, Ottawa und London gaben diese Nachricht über Twitter bekannt.
Die ICBUW nimmt an, Russland will von seiner eigenen Rolle im Konflikt ablenken. Fakt ist, Russland hat einen eigenen Bestand an DU-Waffen und enthält sich bei den UN-Resolutionen der UN-Vollversammlung.
Die weltweit verbreitete Opposition zu DU-Waffen wird nun dazu führen, dass vor allem auch die Gegner der US-geführten Koalition über den jetzt bekannt gewordenen DU- Einsatz berichten werden.
Quellen:
http://www.bandepleteduranium.org/en/united-states-confirms-fired-du-syria
http://www.bandepleteduranium.org/en/fear-of-a-slow-death-syria-fears-depleted-uranium