Die US-Amerikaner haben Uranmunition im Irakkrieg in zivilen Gebieten eingesetzt. Die Zivil-bevölkerung wurde anschließend mit den Folgen der Kontamination alleine gelassen. Bis heute verweigert die US-amerikanische Regierung, Daten über die Ziele der eingesetzten Urangeschosse (400 Tonnen) zu veröffentlichen. Die irakische Regierung bestätigt auf Basis der begrenzten verfügbaren Daten, dass etwa 300 kontaminierte Stellen bekannt sind. Regelmäßig werden weitere Stellen entdeckt. Die Säuberung solcher Orte kostet um die 150.000 US-Dollar. Die Kosten variieren in Abhängigkeit von Ort, Ausmaß und Grad der Kontamination erheblich.
Das geht aus dem heute veröffentlichten Bericht “In a state of Uncertainty” hervor, den die niederländische Sektion der Friedensorganisation pax christi anlässlich des zehnten Jahrestags der Irak-Invasion veröffentlicht. Außerdem werden die Kosten analysiert und die technischen Hürden, die sich aus der Dekontamination von Uranmunition ergeben. Der Bericht zeigt, dass viele der durch den Einsatz erzeugten Probleme auch zehn Jahre nach der Invasion ungelöst bleiben. Die Lockerung der Regeln für den Schrotthandel durch die provisorische Koalitionsregierung zum Beispiel führe dazu, dass illegale Metallsammler den gesundheitlichen Folgen der Uranmunition ausgesetzt waren und dass kontaminiertes Altmetall in Nachbarländer exportiert wurde. Die irakische Regierung habe um internationale Hilfe gebeten, um das Ausmaß des kontaminierten militärischen Schrotts zu analysieren und zu managen.
Die IPPNW Deutschland und die deutsche Sektion der International Coalition to Ban Uranium Weapons (ICBUW) haben in ihrem Report „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition“ dargelegt, dass irakische Ärzte schon nach dem zweiten Golfkrieg über eine Zunahme angeborener Fehlbildungen und Kinderleukämien berichtet haben. Diese Veröffentlichungen seien jedoch von den USA und Großbritannien als unwissenschaftlich bewertet und abgelehnt worden. Im Rahmen einer Universitätspartnerschaft arbeiten irakische, deutsche und japanische Ärzte seit 2004 daran, ein Krebsregister für die Region Basra zu erstellen. Der Bericht der Studiengruppe weist auf einen deutlichen Anstieg von Lungen- und Brustkrebs hin. Erkrankungen des Lymphsystems und Leukämie treten ebenfalls auffallend häufig auf. 2010 gab die WHO zusammen mit dem irakischen Gesundheitsministerium eine Studie in Auftrag, mit der Art und Frequenz der Fehlbildungen in sechs irakischen Provinzen untersucht werden sollen.
„Der betroffenen Bevölkerung in DU-verseuchten Gebieten müssen regelmäßig medizinische Screeningprogramme zur Verfügung gestellt werden, in denen besonders nach möglichen genetischen Veränderungen durch DU-Kontamination gefahndet wird. Kinder sollten dabei Vorrang genießen,“ fordert Dr. Angelika Claußen, IPPNW. „Der Irakkrieg ist doppelt fragwürdig, einmal im Hinblick auf den Kriegsgrund und zum zweiten im Hinblick auf die eingesetzten Mittel“, kritisiert Prof. Dr. Manfred Mohr, Sprecher von ICBUW Deutschland.
Die UN-Generalversammlung hat zweimal eine größere Transparenz über den Einsatz von Uranmunition angemahnt, zuletzt im Dezember 2012, als 155 Staaten für diese Forderung stimmten unter Bezugnahme auf das Vorsorgeprinzip: Danach muss der Verwender von Uranmunition deren Ungefährlichkeit für Umwelt und Zivilbevölkerung vor einem Einsatz nachweisen. Die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel waren als einzige gegen den Entwurf.
» Den vollständigen Bericht “In a state of Uncertainty” herunterladen
» Den IPPNW/ICBUW-Report „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition“ herunterladen
Kontakt: Angelika Wilmen, Pressesprecherin der IPPNW, Tel. 030-69 80 74-15, Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW), Körtestr. 10, 10967 Berlin, www.ippnw.de, Email: wilmen[at]ippnw.de
Bild: Frau im Irak vor einem Schrottpanzer, Foto: Khajak Vartanian